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die herbstlichen Winde = Vata Zeit

Vata das bewegungsprinzip

Die Tage werden jetzt merklich kürzer, die Nächte deutlich kühler und morgens und abends zieht Nebel über den Boden - ein wunderschöner Ausdruck dafür, dass der Vorhang zur geistigen Welt wieder dünner wird. Wir vergessen in unserer elektrisierten Welt, dass wir Teil der natürlichen Rhythmen sind. Wenn wir uns dessen aber wieder etwas mehr bewusst werden und verstehen, dass unser Körper und Geist auch Teil dieser Natur sind, kann man mit ein paar einfachen Mitteln den Übergang in die dunkle Jahreszeit unterstützen. 

 

Aus ayurvedischer Sicht ist der Herbst Vata-Zeit.

 

Vata ist das Bewegungsprinzip: sprich fallende Blätter, Wind, Gedanken usw.  All das verstärkt sich jetzt. Wenn wir die Prinzipien verstehen, können wir uns besser wappnen gegen Erkältungen, trockene Haut, Melancholie und das Gefühl von Kopflosigkeit und Erschöpfung. 

 

Ich möchte hier ein paar Tipps aus Yoga und Ayurveda mit dir teilen.  Auf dass wir gesund und munter durch den Herbst gehen. 

 

Grundsätzlich ist jetzt alles Erdende und Wärmende gut für uns -  es sei denn du bist in deiner Konstitution durch und durch Pitta, dann wirst du den Temperatursturz eher besser wegstecken. Erdung tut allerdings auch den "Feuer-Menschen" gut. 

herbstliches yoga

Die Yogapraxis kann dich sehr darin unterstützen eine gute Erdung zu etablieren. Schnelle Flows und intensive, anregende Atemübungen sind eher vataunterstützend.

 

Aus diesem Grund reduziere ich sie jetzt sowohl in der eigenen Praxis als auch im Unterricht.  Und bringe stattdessen den Fokus auf die Füße, Beine und den unteren Rücken. Stabil gehaltene Standpositionen und natürlich auch schöne Yin Yoga Reihen sind jetzt eine sehr gute Wahl! 

reinigung

So wie die Bäume jetzt mutig ihre Blätter fallen lassen, fällt es auch unserem Organismus leicht, loszulassen. Ein paar Tage zu fasten (hierbei auf die richtige Fastenart und Anleitung achten) kann jetzt sehr entlastend sein.  Dabei unbedingt warme Getränke zu Dir nehmen. 

 

Yoga und Ayurveda kennen auch eine Reihe von Reinigungsübungen, die insbesondere die Schleimhäute und die Verdauung unterstützen.

 

gandusha - mundspülung

Wenn wir morgens aufwachen, haben wir manchmal das Gefühl, dass die Zunge total belegt ist. Der Körper ist nachts im Detox Modus und über die Mundschleimhaut sammeln sich Giftstoffe im Mundraum. 

Diese Reinigung kannst du wunderbar unterstützen indem du als erstes nach dem Aufwachen, deine Zunge reinigst - entweder mit einem Zungenschaber oder einem Metalllöffel. Du setzt möglichst weit hinten auf der Zunge an und schabst den Belag ab; so dass er im Abfluss anstatt wieder zurück im Körper landet. 

 

Zusätzlich kann man direkt im Anschluss einen Löffel Sesamöl in den Mund nehmen und damit 10-15 Minuten durch den Mundraum spülen. Das dann bitte in den Mülleimer entsorgen - und NICHT in den Ausguss. 

Anschließend einmal klar spülen und ganz normal die Zähne putzen. 

 

Das sogennante Ölziehen soll zusätzlich die Giftstoffe binden und ist nachweislich sehr gut für die Verdauung. 

Neti - Nasenspülung

Neti ist eine ayurvedische Praktik, die die Nasengänge mit Wasser spült und gründlich reinigt. Es ist ein ganz besonders Ritual, das nicht nur die Nase, sondern auch den Kopf wieder freier macht und zu mehr Klarheit und Reinheit verhelfen kann.

 

 

Viele Yogis und Ayurvedis führen die Nasenreinigung regelmäßig jeden Morgen durch – sie soll z.B. auch bei Allergien sehr gut helfen. Ich persönliche mache sie immer dann, wenn ich merke, eine Erkältung ist am Entstehen. Die Schleimhäute beruhigen sich dann schnell wieder. Danach noch einmal inhalieren (z.B. mit Pfefferminzöl) und Nase und Kopf sind bei mir wieder frei. 


natur, warme getränke und nährendes essen

Ausgedehnte Spaziergänge sind jetzt besonders schön - nicht nur weil die Natur  jetzt so wundervoll bunt ist, sondern auch weil die Erdung dabei automatisch geschieht.  Dabei unbedingt auf warme Füße achten und bei windempfindlichkeit eine Mütze aufsetzen - ich hab das früher nie verstanden, bin sogar mit noch nassen Haaren auf die Skipiste gegangen. Heute undenkbar! Tatsächlich hängt das mit dem Alter zusammen. Nicht nur die verschiedenen Jahres- und auch Tageszeiten sind bestimmten Doshas (Vata, Pitta, Kapha) zugeordnet, sondern auch Lebensphasen.  In der Jugend und frühen Erwachsenenalter ist Pitta vorherrschend - das Feuerprinzip. 

morgens wie ein kaiser, mittags wie ein könig, abends wie ein bettelmann

Hat meine Oma immer gesagt.  So ähnlich hält Ayurveda es auch - insbesondere damit das Verdauungsfeuer gut unterstützt werden kann. Wenn du es nicht schon ohnehin machst, probiere es morgens mal mit einem warmen Brei oder Müsli. Wenn Porrdige nichts für dich ist, könntest du einfach die Flüssigkeit, die du gern zum Müsli nimmst, vorher einfach erwärmen und kurz durchziehen lassen - gern auch das Obst. 

Mittags ist alles möglich, was dir gut bekommt und dir schmeckt und abends wäre in dieser Zeit ein frischer Eintopf eine gute Wahl, bevorzugt vegetarisch, damit die Verdauung vorm Zubettgehen beendet ist - deshalb auch so früh wie möglich die letzte Mahlzeit einnehmen. 

 

Warme Getränke sind zusätzlich gut. Ingwertee, Vatatee, abgekochtes Wasser, einen guten Kakao (Vorsicht: Kuhmilch fördert die Schleimproduktion, was wir im Moment eher reduzieren wollen) oder einen leckeren ayurvedischen Apfelsaft.

Warmer ayurvedischer Apfelsaft

* 1 Liter Apfelsaft

* 1TL Gewürzmischung: Ingwer, Zimt, Muskat, Nelkenpulver, schwarzer Pfeffer und Kardamom

 

˃˃  zusammen 10 – 15 Min. kochen lassen.

 

Der Saft hilft besonders gut bei Erkältung, Schnupfen und Grippe. Aber auch wenn du gesund bist und dich nach einem längeren Spaziergang zu Hause aufwärmen willst, mit einem guten Buch,  schöner Musik


 

Zum Abschluss habe ich noch eines meiner liebsten Gedichte für dich, dass zu jeder Jahreszeit passt.

Geduld, Vertrauen, Hingabe, Freude und natürlich Gesundheit wünsche ich dir für den Herbst. 

 

GEDULD

Man muss den Dingen die eigene,
stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann:
alles ist Austragen – und dann Gebären.

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit.

Man muß Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Forsche jetzt nicht nach den Antworten,
die Dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben kannst.
Und es handelt sich darum, alles zu leben!

Lebe jetzt die Fragen,
vielleicht lebst Du dann allmählich
ohne es zu merken
eines fernen Tages in die Antwort hinein.

 

 

Rainer Maria Rilke